Tinnitus – wie man ihn überhören kann!

In diesem Beitrag erzähle ich, wie Tinnitus entstehen kann, wie ich ihn als Betroffene selber erlebe und welche Maßnahmen mir helfen, um das Rauschen und Pfeifen im Ohr zu überhören.

Was ist Tinnitus?

Tinnitus kommt vom lateinischen Wort „Tinnire“ und bedeutet klingeln. Wenn Ohrgeräusche dauerhaft bleiben, spricht man vom „chronischen Tinnitus“. Dieses Symptom ist zwar nicht gefährlich, kann aber viele Betroffene zermürben und bis in die Depression führen.

Was passiert beim Tinnitus?

Bis wir ein Geräusch aus unserer Umgebung wahrnehmen, passieren folgende Schritte in Bruchteilen von Sekunden. Zuerst gelangt die Schalwelle von der Ohrmuschel in unseren äußeren Gehörgang und setzt dort das Trommelfell in Schwingung. Im Mittelohr wird dann das empfangene Signal aufgenommen und an das Innenohr weitergeleitet. Dort befindet sich die Hörschnecke und unser Gleichgewichtsorgan. Durch die sensiblen Sinneshärchen wird der akustische Reiz nun in elektrische Signale umgewandelt und damit den Hörnerv erregt. Dieser leitet die Information an die Großhirnrinde weiter. Dort wird entschieden, ob das Signal wichtig oder unwichtig ist, ob unser Leben bedroht ist oder nicht. In der Großhirnrinde werden  die wahrgenommenen Geräusche als angenehm, wie Wasserplätschern und Vogelgezwitscher oder als unangenehm empfunden. Durch die negative Bewertung kann Tinnitus Patienten dauerhaft aus dem Gleichgewicht bringen.

Welche Ursachen kann Tinnitus haben?

Eine Schädigung der Sinneshärchen kann Ursache für den Tinnitus sein. Das entsteht durch massive Lärmeinwirkung oder langanhaltendem Lärm.  Durch die dauerhafte Signalübertragung kommt es zu einer Übererregbarkeit der Zellen. Solche Schädigungen können sich nach einer Weile wieder regenerieren. Es gibt viele Grunderkrankungen, die für Ohrgeräusche verantwortlich sind. Altersschwerhörigkeit, Erkrankungen des Innenohrs, Halswirbelsäuleblockaden, Otosklerose, Durchblutungsstörungen, Fehlstellung des Unterkiefergelenks und Tumore können mögliche Ursachen sein. Sehr häufig jedoch entstehen die Geräusche im Ohr durch Stress! Tinnitus ist in vielen Fällen ein Vorbote des Burnouts.

Welche Therapieformen gibt es?

Im akuten Stadium, also in den ersten 3 Monaten sollte ein Facharzt auf mögliche Ursachen untersuchen. Oft kann anfangs Cortison helfen. Sind die Ohrgeräusche chronisch, dann empfehlen Tinnitusexperten Entspannung und einen achtsamen Umgang mit sich selbst. Ein Therapiekonzept ist die Tinnitus – Retraining- Therapie. Die Signalweitergabe an das Gehirn wird in dieser Therapieform „verlernt“, sodass der Patient oder die Patientin die lästigen Ohrgeräusche „überhört“.

Wie erlebe ich meinen Tinnitus?

Vor ungefähr eineinhalb Jahren habe ich zum ersten Mal in meinem rechten Ohr ein pfeifendes Ohrgeräusch vernommen. Damals war ich verschnupft und habe diesem keine große Bedeutung beigemessen. Einige Zeit später entwickelte sich das Pfeifen zu einem Dauergeräusch. Ich vermute aus heutiger Sicht, dass auch eine einstündige Zahn OP mit lautem Bohren und Hämmern die Ursache war. Da ich wusste, dass man schnell handeln sollte, vereinbarte ich mir einen Termin bei einem HNO Arzt und Tinnitus-Experten. Der nächstmögliche freie Termin war in drei Wochen. Dort wurden mir mehrere Überweisungen mitgegeben, unter anderem für ein MRT. Die Wartezeit betrug wiederum fünf Wochen. Eine weitere Empfehlung war der Besuch bei einer Kieferexpertin in der Wiener Universitäts-Zahnklinik. Da die Sommerferien bevorstanden, war für mich erst ein Termin in weiteren drei Wochen möglich. Bei diesem Termin wurde mir eine Überweisung für ein genaueres MRT meines Kiefergelenks mitgegeben. Diesen Befund hielt ich dann nach vier Monaten nach dem Auftreten meiner ersten Ohrgeräusche in meinen Händen. Ich bin mir sicher, dass ich nicht die einzige Patientin bin, die solch einen Marathon hinter sich hat. Für eine Akutbehandlung war es dann also zu spät.

Mein Befund könnte darauf hinweisen, dass mein Kiefergelenk Ursache für den Tinnitus ist. Man weiß es aber nicht genau. Ich trage jedenfalls seitdem meine Knirschschiene und gehe regelmäßig alle drei Monate in die Universitäts-Zahnklinik zur Kontrolle.

Nachdem mein Tinnitus mit diesen Maßnahmen nicht leiser geworden ist, habe ich mir diesen Sommer vorgenommen, spezielle Entspannungstechniken auszuprobieren. Ich konnte beobachten, dass meine Ohrgeräusche in der Stärke variieren und durch Anspannungen und Verspannungen verstärkt werden. Die für mich wirksamsten Methoden sind Yogaübungen (speziell für die Hals und Schulterpartie), Meditation (dazu mein Podcast #42 „Meditation für innere Ruhe“ oder „Meditation für innere Ruhe“) und Muskelrelaxation nach Jacobson. Das hilfreichste für mich ist aber, das Geräusch anzunehmen und als einen Teil von mir zu betrachten. Ich versuche meiner Großhirnrinde zu signalisieren, dass mir das Pfeifen keine Angst macht und dass ich trotz Tinnitus mein Leben lieben und genießen kann. Wenn ich mich genau erinnere, dann vernahm ich auch in totaler Stille immer ein gewisses Rauschen. Damals habe ich nicht so auf die Stille geachtet. Heute freue ich mich, wenn ich es immer mehr schaffe, stressige Situationen rechtzeitig wahrzunehmen, meine Ohrgeräusche zu überhören und oft gar nicht mehr richtig wahrzunehmen.

Der Weg zur Linderung bei chronischem Tinnitus liegt bei der eigenen Wahrnehmung und dem subjektiven Umgang mit den Geräuschen. Hilfreich kann es sein, sich zu beobachten und rechtzeitig Strategien zur Stressbewältigung und Achtsamkeit zu entwickeln.

Tinnitus Zentren bieten hier unterschiedliche Therapieformen an.

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