Nahrungsmittelunvertäglichkeiten

Immer wieder kommen Kunden und Kundinnen mit Nahrungsmittelunverträglichkeiten in die Apotheke. Sie sind oft verzweifelt, da sie nicht mehr wissen, was sie essen können. Sie glauben keinen Weizen, keine Milch, kein Obst oder Nahrungsmittel mit hohem Histamingehalt mehr zu vertragen.
Speziell Menschen mit chronischen Entzündungen oder Autoimmunerkrankungen reagieren oft auf gewisse Nahrungsmittel sensibel.

Die Symptome können sehr unterschiedlich sein. Die Beschwerden betreffen den Magen Darm Bereich und reichen von leichtem Bauchgrummeln bis starkem Durchfall und Übelkeit.
Oft kann auch die Haut betroffen sein und zu Juckreiz bis Hautausschlägen führen.
Bei starken Unverträglichkeitsreaktionen können auch die Atemwege anschwellen und Atemnot hervorrufen. Außerdem werden Müdigkeit und Kopfschmerzen beobachtet.

Ich möchte hier kurz auf die unterschiedlichen Nahrungsmittelunverträglichkeiten eingehen.

Laktose- oder Milchzuckerunverträglichkeit

Eine Laktoseintoleranz ist keine Allergie! Es besteht ein Mangel an dem Enzym Laktase, das bei der Verdauung von Milchzucker nötig ist.
Wenn der Milchzucker nicht gespalten werden kann, dann nutzen das die Bakterien im Darm und produzieren bei der Verstoffwechselung Gase. Nach Milch und Milchprodukten reagieren Betroffene mit Blähungen, Bauchschmerzen und Durchfall.

Man unterscheidet zwischen einer primären und sekundären Laktoseintoleranz.

Bei der primären Form beginnt der Enzymmangel meist im Kinder- oder Jugendalter, da Babys in der Regel über genügend Laktase verfügen, um die Muttermilch verdauen zu können.
In Asien zum Beispiel ist der Großteil der Bevölkerung laktoseintolerant und Milch kommt so gut wie nicht im Speiseplan vor.
Die meisten Menschen mit einer primären Laktoseunverträglichkeit haben aber noch genügend Enzyme, um geringe Mengen Milch verdauen zu können.

Bei der sekundären Form kommt es durch eine geschädigte Darmschleimhaut zu einer Verminderung der Enzymaktivität, da nicht mehr genug Laktase produziert werden kann. In solchen Fällen liegen oft chronische Entzündungen oder Autoimmunerkrankungen vor.

Was kann man tun?
Zunächst ist eine Abklärung der Beschwerden im Magen Darm Bereich bei einem Internisten oder einer Internistin wichtig.
Dazu ist es hilfreich, ein Tagebuch zu führen, welche Nahrungsmittel nicht vertragen werden. Eine Milchzuckerunverträglichkeit kann durch einen „H2- Atemtest“ festgestellt werden. Ebenso kann auch eine Fruktosemalabsorbtion so bestimmt werden.
Besteht eine Laktoseintoleranz, sollten Nahrungsmittel mit hohem Milchzuckergehalt vermieden werden. Dazu gehören beispielsweise Milch, Schmelzkäse und Milchschokolade.
Eine gesunde Alternative können Produkte aus Kokos- und Mandelmilch sein.
Wenn die Lust auf Laktosehältiges sehr groß ist, kann man Laktase auch in Tablettenform vor oder während der Mahlzeit einnehmen, um Unverträglichkeitsreaktionen zu vermeiden. Diese sind in der Apotheke erhältlich. Die Apotheke an der Wien hat diese auch im Sortiment.

Die sekundäre Laktoseintoleranz kann sich auch zurückbilden, wenn sich die Darmschleimhaut wieder regeneriert hat. Über das Leaky Gut Syndrom und die Zusammenhänge mit entzündlichen Erkrankungen und Autoimmunerkrankungen möchte ich in einem anderen Beitrag schreiben.

Weizen- und Glutenunverträglichkeit

Eine bekannte Weizenunverträglichkeit ist die Erkrankung Zöliakie, die nachgewiesen werden kann. Bei einer Zöliakie kommt es zu einer entzündlichen Reaktion der Darmschleimhaut auf das Klebereiweiß Gluten im Getreide. Aber auch viele Menschen, die keine Zöliakie haben, klagen nach dem Verzehr von Weizenprodukten über Verstopfung oder Durchfall, aber auch über Schwindel, Müdigkeit, Konzentrations- und Schlafstörungen. Man spricht dann von einer Weizensensibilität, die serologisch nicht nachgewiesen werden kann. Hier gilt es die Symptome nach einer glutenhaltigen Mahlzeit zu beobachten, die auch erst 2 Tage danach auftreten können.
Menschen, die schon unter chronischen Entzündungen oder Autoimmunerkrankungen leiden reagieren besonders empfindlich.
Dazu empfehle ich eine starke Reduktion der Getreidesorten Weizen, Roggen und Hafer. Dinkel, Reis und Pseudogetreide wie Quinoa enthalten ebenfalls Eiweiße, die entzündliche Prozesse im Körper fördern können.
Im Buch von Dr. Amy Myers „die Autoimmunlösung“ werden sehr radikale Veränderungen im Speiseplan nahegelegt, ihre Begründungen sind aber gut erklärt und wissenschaftlich fundiert. Ich fand das Buch sehr spannend und möchte es daher hier erwähnen.

Ich persönlich habe 6 Wochen auf alle Getreide und Pseudogetreide, sowie auf Erdäpfel, Tomaten und Milchprodukte verzichtet. Bei einer Glutensensibilität merkt man sehr rasch eine Besserung der Beschwerden. Nach der Diät kann man langsam das eine oder andere Getreide ergänzen und Reaktionen beobachten.
Gerne gebe ich dazu in der Apotheke Tipps, wie so ein Ernährungsplan aussehen kann. Ich habe nach mehreren Versuchen Brotrezeptvarianten aus Mandel- und Kokosmehl, Leinsamen und Kürbiskernen ausprobiert, die für mich eine gute Alternative sind und die ich auch sehr gerne weitergebe.
Bei einer Getreidereduzierten Kost stehen hauptsächlich Gemüsesorten wie Süßkartoffel, Kürbis, Brokkoli oder Karfiol als Kohlenhydratlieferanten auf dem Speiseplan, die gesund und sättigend sind.

Histaminintoleranz

Histamin ist ein biogenes Amin und kommt so gut, wie in jedem Nahrungsmittel vor.
Es wird auch in unserem Körper gebildet und übernimmt viele Funktionen, wie Gefäßerweiterung und somit eine Blutdrucksenkung oder die Stimulierung der Magensaftsekretion.
Die Diaminoxydase kann zuviel Histamin im Blut wieder abbauen.
Bei Menschen mit Histaminintoleranz ist der Abbau des Histamins gestört. Die Ursache ist bis jetzt noch nicht genau bekannt. Man vermutet, dass zu wenig aktive Diaminoxydase vorhanden ist.

Zu viel Histamin können bei den Betroffenen Symptome wie Verdauungsbeschwerden, Kopfschmerzen, Migräne, Hautausschläge und Schnupfen bewirken.

Wird eine Histaminintoleranz vermutet, ist zur Abklärung ein Arzt zu konsultieren. Ein Bluttest kann Aufklärung bringen, muss aber nicht.

Hier wäre auch 3 bis 4 Wochen eine histaminfreie Diät empfehlenswert, Tagebuch über die Symptome zu führen und dann schrittweise histaminhaltige Nahrungsmittel wieder in den Speiseplan aufzunehmen.
Viel Histamin ist in Rotwein, lang gereiftem Käse, Schokolade, Tomaten, Erdbeeren, Zitrusfrüchten, Sauerkraut und Wurstwaren enthalten. Fertigprodukte und nicht frische Nahrungsmittel sollten besser gemieden werden.

In der Apotheke gibt es Produkte mit Diaminoxydase, wie das Daosin. Es sollte 30 Minuten vor der histaminhaltigen Speise eingenommen werden, um Beschwerden zu vermeiden.
Nahrungsmittel oder Nahrungsergänzungsmittel mit Vitamin B6 und Vitamin C können den Abbau von Histamin unterstützen.

Warum leiden immer mehr Menschen unter einer Nahrungsmittelunverträglichkeit?

Diese Woche hatte ich ein sehr interessantes Gespräch mit einem Arbeitsmediziner.
Wir beide sind der Meinung, dass in unserer Umwelt mittlerweile viel zu viele Giftstoffe vorhanden sind. Auch wenn Grenzwerte nicht überschritten werden, macht es dann doch die Summe aller Konzentrationen in unserem Körper aus, welche unser Immunsystem überfordert. Spezielle in den Industriestaaten wachsen Nahrungsmitteintoleranzen, Allergien und Autoimmunerkrankungen immer mehr an.
Vor vielen Umwelteinflüssen kann man sich nur schwer schützen.
Speziell bei der Ernährung und bei der Kosmetik rate ich auf höchste Qualität zu achten.
Meinungen der Wissenschaftler gehen oft weit auseinander. Etwas, das gestern gesund war, kann heute als ungesund gelten. Aber auch sollte man nicht alle Negativschlagzeilen Glauben schenken.

Mein Tipp lautet:

Lebe achtsam und beobachte dich! Sei ehrlich zu dir!

Es kann beispielsweise schwer zu akzeptieren sein, dass der morgendliche Café nicht vertragen wird. Auch da gibt es viele Alternativen. 4 bis 5 Wochen dauert es, um den Organismus auf das Neue umzustellen. Wissenschaftler nennen das neuronale Plastizität, aber darüber ein anderes Mal:-)

Ich hoffe mein Beitrag konnte neue Informationen liefern und mache Fragen beantworten.
Wie immer freue ich mich sehr über positive Bewertungen und bedanke mich herzlich über das nette Feedback der letzten Beiträge.

Ich wünsche einen wunderschönen Tag und viel Spaß beim Beobachten!
Bis bald in der Apotheke an der Wien!

Ihre Apothekerin
Caro Frauendorfer