Gerade vor der Sommersaison kommen viele Kundinnen und Kunden in die Apotheke und fragen nach Rat, wie man schnell abnehmen kann. Als Ernährungsberaterin kann ich schnelles Abnehmen nicht empfehlen, es belastet den Körper und die Wahrscheinlichkeit, dass die Kilos wieder zurückkommen ist sehr groß. Für ein nachhaltiges Abnehmen kommt man nicht umhin, die Ernährung umzustellen.
„Aber ich esse doch gar kein Fett mehr“, höre ich dann oft als erste Reaktion.
Und da steckt auch schon die Hauptursache für Übergewicht. Seit über 50 Jahren wird uns gesagt, dass Fett schlecht ist. Fettreduzierte Nahrung hat der Gesellschaft aber nicht weniger Übergewicht gebracht, im Gegenteil. Die Zahl der Herz- und Kreislauferkrankungen und Diabetes Typ 2 ist so hoch wie noch nie zu vor und es gibt keine Anzeichen dafür, dass gesundes Fett für unsere Gesundheit nachteilig ist. Im Gegenteil, Omega 3 Fettsäuren sind essentiell, also können von unserem Körper nicht selbst produziert werden und haben gesundheitsfördernde Wirkung im Bereich der kardiovaskulären Erkrankungen und auch bei Diabetes Typ 2, wie man zurzeit annimmt.
Die Hauptrolle bei Übergewicht spielt daher nicht das Fett, sondern das Überangebot an Zucker, der in Fett umgewandelt wird und zu Insulinresistenz führen kann. Außerdem führt Stress, wie Studien jetzt belegen können, auch zu Übergewicht.
Die WHO empfiehlt nicht mehr als 50 Gramm oder 10 Teelöffel Zucker am Tag für einen durchschnittlichen Erwachsenen. Tatsächlich sind es im Durchschnitt ca 100 Gramm täglich, die verzehrt werden. Zusätzlich wird von der WHO eine Reduktion auf 25g oder 5 Teelöffel Zucker empfohlen.
Auch wenn wir gezielt unseren Kaffee oder Tee nicht mehr süßen, versteckt sich der Zucker in sämtlichen Nahrungsmittel, in denen man es eigentlich nicht vermuten würde.
Hier ein paar Beispiele:
1 Becher Fruchtjoghurt (200g) enthält ca 30g Zucker
1 Glas Limonade (200ml) enthält ca 20g Zucker
1 TK Pizza enthält ca 10g Zucker
Um den Konsumenten zu täuschen, wird der Zucker bei der Inhaltsangabe auf den Packungen in den unterschiedlichsten Bezeichnungen angegeben, wie Glukose, Fruktose, brauner Zucker, HFCS (High Fructose Corn Syrup), Agavendicksaft, Maissirup,…..
Wann ist Zucker ungesund?
Eigentlich braucht unser Körper Zucker zur Energiegewinnung, denn nur aus Glukose kann ATP, unsere Zelleenergie gewonnen werden.
In der Natur kommt Glukose in Form von Kohlenhydraten vor, die wir mit der Nahrung zu uns nehmen und durch das Kauen und die Verdauungsenzyme in einfache Zuckermoleküle gespalten werden können.
Je nach dem, wo Zucker benötigt wird, wird es dem Körper zur Verfügung gestellt. Ohne Zucker wären wir also nicht lebensfähig. Vor allem unser Gehirn benötigt Glukose. Daher gibt es ein intelligentes System, damit bei Hungerphasen unserem Gehirn die Energie zur Verfügung gestellt werden kann, während in unseren Muskeln und Organen abgebaut wird.
Wir benötigen beispielsweise bei sportlicher Betätigung mehr Zucker. Daher empfehle ich nach einer Mahlzeit einen kurzen Spaziergang, so wird unser Blutzuckerspiegel schon ca um die Hälfte gesenkt. Isst man hingegen eine süße Mahlzeit und bewegt sich nachher nicht, also der Körper benötigt im Moment keine weitere Energie in Form von ATP, dann wird die Glukose, beispielsweise im Muskel in Form von Glykogen, gespeichert.
Wenn Zucker wieder benötigt wird, bemerken das Sensoren, die an unser Gehirn weitermelden. Somit schüttet die Bauchspeicheldrüse das Hormon Insulin aus und die Zellen werden sozusagen für die Zuckeraufnahme aufgesperrt. Ist der Bedarf in den Zellen gedeckt, dann wird die Insulinausschüttung gestoppt und die Zellen sind für die Aufnahme geschlossen. Bei zu niedrigem Blutzuckerspiegel (Achtung: aber auch bei Stress!) meldet dann unser Gehirn wieder: Essen!
Bei zu viel Zuckerangebot oder dauerhaftem Stress kann dieses System unempfindlich werden und fährt runter. Hier kann der Zucker nicht mehr ausreichend von der Zelle aufgenommen und verarbeitet werden. Man nennt das dann Insulinunempfindlichkeit oder –resistenz. Die Bauchspeicheldrüse schüttet vermehrt Insulin aus, bis sie dann keines mehr produzieren kann. Dies kann auch erblich veranlagt begünstigt sein.
Oft wird der hohe Blutzuckerspiegel erst erkannt, wenn Zucker im Harn ist, denn am Beginn einer Diabetes Typ 2 Erkrankungen hat der Patient in der Regel keine Beschwerden.
Zu viel Zucker hat jedenfalls negative Auswirkungen auf unseren Körper, auch wenn kein Hinweis einer Veranlagung zu Diabetes besteht. Studien haben gezeigt, dass zu viel Zucker das Immunsystem schwächen kann, zu Karies führt, das Risiko für Herz-Kreislauferkrankungen und Depressionen erhöhen kann.
Wer kennt das nicht? Nach einer üppigen Mehlspeise fühlt man sich kurz darauf oft sehr müde und antriebslos.
Kann man von Zucker abhängig werden?
Darauf weiß man aktuell noch keine sichere Antwort. Man weiß allerdings, dass bei einem regelmäßigen Zuckerkonsum unsere Geschmacksnerven abstumpfen und wir dann nach noch mehr Süße verlangen.
Machen Sie Ihren Test!
Lassen Sie gezielt Zucker für eine Woche weg! (Wahrscheinlich ist es sinnvoller, dies nach dem Osterfest zu tun.) Beobachten Sie, wie es Ihnen nach einer Woche geht. Fühlen Sie sich weniger müde? Funktioniert Ihre Verdauung besser? Haben Sie mehr Lust auf Bewegung? Schlafen Sie besser?
Nehmen Sie ihre Energie in Form von natürlichen Kohlenhydraten zu sich. Essen Sie viel Bio Gemüse und reduzieren Sie auch süßes Obst. Oft werden Obst und Gemüse so gezüchtet, dass der Zuckergehalt unnatürlich hoch ist, damit es sich besser verkaufen lässt. Meiden Sie in dieser Zeit Weizenmehl und entscheiden Sie sich stattdessen für vollwertige und ballaststoffreiche Nahrungsmittel. Schauen Sie im Supermarkt genau auf den Packungsinhalt und lassen Sie Fertigprodukte weg.
Dazu können Sie meine neue Podcastfolge, die am Freitag veröffentlicht wird, anhören. Vielleicht entscheiden Sie sich mit uns gemeinsam Ende April zu fasten. Das würde mich sehr freuen!
Meine Empfehlung als Podcast dazu ist das Interview mit Fr. Mag. Karin Stalzer: „Säure – Base – Haushalt“
Meine Podcastfolgen finden Sie unter: https://www.carofrauendorfer.com/podcasts
Und ganz wichtig!
Vermeiden Sie Stress und suchen Sie sich für sich ein mentales Training, das Ihnen hilft, sich rechtzeitig in stressigen Situationen zu entspannen.
Auch hier meine Tipps zum Anhören für unterwegs:
„Meine 5 Strategien gegen Stress“
Lassen Sie sich durch meinen Beitrag nicht die Vorfreude auf das Osterfest nehmen. Genießen Sie Ihren Schokoladeosterhasen, den einen und am besten aus dunkler Bio-Schokolade. Unternehmen Sie mit Ihrer Familie und Freunden einen ausgedehnten Osterspaziergang. Ihr Körper wird es Ihnen danken.
Frohe Ostern wünscht Ihnen
Ihre Apothekerin
Caro Frauendorfer
@Foto von dreamtimes