In dieser Woche war der große Moment:-)
Unser Projekt „Die Biotheke! Nachhaltig gut beraten.“ wurde vom Herrn Gesundheitsminister Rauch persönlich mit dem „Best practice Award für klimafreundliche Gesundheitseinrichtungen“ ausgezeichnet. Meine Kollegin Mag. Luisa Schretzmayer und ich durften am 20. November die Ehrung entgegennehmen. Wir haben uns über die anerkennenden Worte für unsere innovative Idee und Engagement in der Kategorie Kommunikation und Bewusstseinsbildung sehr gefreut. Wir sind die erste und einzige Apotheke, die diesen neuen Award bekommen hat.
Ich bin stolz auf mein Team!
Während unseres Nachhaltigkeitsprozesses mit unserer Umweltbetreuerin Mag. Edith Heinrich durften wir viel über das Thema Klimaschutz und Gesundheit lernen. Wir haben gelernt, dass Nachhaltigkeit mehr bedeutet, als nur Bioprodukte ins Regal zu stellen oder die eigenen CO2 Emissionen zu kompensieren. Gerade Apotheken sind Bindeglieder zwischen Lieferant*innen und Kund*innen und können im Bereich der Bewusstseinsbildung und Wissensvermittlung viel erreichen. Mit unserem neuen Beratungsschwerpunkt „klimabedingte Erkrankungen und hitzekritische Medikamente“ konnten wir mit unserem Projekt auch die Jury der „GÖG“ Gesundheit Österreich GmbH überzeugen.
Herzlichen Dank an mein engagiertes Team und für die viele Wertschätzung und Anerkennung, die wir in den letzten Wochen erfahren durften!
Details über unser Projekt „Die Biotheke! Nachhaltig gut beraten“ findest du im Hauptmenü unserer Webseite!
Deine Apothekerin Caro Frauendorfer
Foto (c) Inés Bacher
Hier findest du die detaillierte Beschreibung und das offizielle Video zum Projekt:
offizielles Video
Ausführliche Projektbeschreibung:
Biotheke! Nachhaltig gut beraten.
Ausstattung
Seit der Neueröffnung der Apotheke an der Wien im Dezember 2012 ist für mich der Nachhaltigkeitsgedanke sehr wichtig. Bei der Einrichtung achtete ich darauf, natürliche Materialien zu verwenden, wie die Böden im Verkaufsraum aus Echtholzdielen und Naturkautschukböden für die anderen Räume. Die Ausstattung besteht aus Holzregalen und -tischen und die Verkaufspulte aus Schieferstein. Außerdem wollte ich eine Fensterfront in den begrünten Innenhof, damit in der Apotheke für frische Luft und eine ruhige Atmosphäre gesorgt werden kann.
Defekte Möbel oder Geräte, wie Waschmaschinen werden nicht weggeschmissen, sondern wenn möglich repariert oder durch ältere wiederhergestellte Maschinen ersetzt.
Sortiment
Die Apotheke an der Wien bietet seit der Eröffnung ein großes Sortiment an natürlichen Produkten an. Persönlich konnte ich bei chronischen Erkrankungen mit pflanzlichen Arzneien gute Erfahrungen machen und habe mehrere Weiterbildungen in diesem Bereich absolviert. Ich wollte für die Apotheke dafür einen Schwerpunkt setzen und habe das spezielle Sortiment unter den Namen „Biotheke“ gestellt.
Die Biotheke hilft unseren Kund:innen auch, sich in einem unübersichtlichen Internetangebot zwischen „Bio“ und „natürlich“ zurechtzufinden. Ich habe neue Beziehungen zu österreichischen Bio- und Demeterbetrieben aufgebaut.
Um mehr Transparenz und Aufklärung zu schaffen, habe ich einige Interviews mit Anbietern gemacht und veröffentlicht, die im Blog und auf Youtube zu finden sind.
https://apothekeanderwien.at/ein-interview-mit-dr-med-christian-neuburger/
https://apothekeanderwien.at/das-leben-entschleunigen-ein-gespraech-mit-andreas-hoeritzauer/
https://apothekeanderwien.at/faszination-natur-ein-gespraech-mit-guenther-koehle/
So kann die Apotheke an der Wien Produkte anbieten, die sonst nicht leicht erhältlich sind.
Qualität steht für uns vor Quantität!
Projektarbeiten
Seit 10 Jahren lege ich großen Wert auf die Einschulung meines Personals in Richtung TEM, traditionelle europäische Medizin. Diese alte Heilkunst betrachtet den Menschen im Zusammenspiel mit der Natur. Unsere Stammkund:innen schätzen diese Art der Beratung sehr und legen selbst immer mehr Wert auf selbstbestimmtes Handeln in Bezug auf ihre Gesundheit und der Umwelt.
Als Resilienztrainerin und Ernährungsberaterin bin ich seit 5 Jahren in den Social Media aktiv. Mit online Webinaren und Podcasts gebe ich seither Hilfestellungen für mehr Achtsamkeit für Gesundheit und Natur. Mein 5 Wochen Webinar wurde mit der Psychologie Uni Wien überarbeitet und ist als Selbsthilfeprogramm jederzeit und niederschwellig online buchbar.
Link zum Podcast: https://www.carofrauendorfer.com/podcast-1Link zum Webinar: https://www.carofrauendorfer.com/veranstaltungen
Während der Corona Pandemie ist in den Apotheken sehr viel Müll angefallen.
Mein Team hat aus eigener Initiative begonnen, wiederverwendbare Teile der Testsets aufzuheben, wie Kochsalzlösungen in Plastikpipetten und Papierröhrchen für Kinder.
Als ich gemerkt habe, wie engagiert mein Team in Bezug auf Soziales und die Umwelt ist, wollte ich mit der „Biotheke“ im Sinne der Nachhaltigkeit einen Schritt weiter gehen.
So startete ich im Juni 2022 eine Zusammenarbeit mit OekoBusiness Wien. Die Nutzung der betrieblichen Emissionen sollten optimiert werden und die Beurteilung durch unsere Beraterin Mag. Edith Heinrich für alle transparent sein. Ich wollte anderen Apotheker:innen zeigen, dass nachhaltiges Arbeiten auch für Apotheken möglich sein kann.
Maßnahmen
Im darauffolgenden Jahr haben wir mit Mag. Edith Heinrich in mehreren Teamtreffen unsere Arbeitsprozesse in der Apotheke durchleuchtet, den Abfall und unsere Einsatzstoffe analysiert und durch neue Maßnahmen verbessert.
So habe ich beispielsweise Fr. Brunner von der Firma Pegasus Systems GmbH http://www.pegasus-sys.net bezüglich LED-Beleuchtung eingeladen und einen Änderungsplan erstellt. Leider ist es noch nicht klar, wer für Apotheken für die Förderung zuständig ist. Die Wirtschaftsagentur bietet Förderungen bis zu 60% der Umstellung auf LED für Betriebe an, aber nicht für Apotheken, wie man mir am Telefon mitteilte. Antworten auf solche Fragen werden auch für andere Apotheker:innen interessant sein. Ich sehe unsere Bemühungen in diese Richtung also auch später als eine Erleichterung für andere Apotheken, die einen nachhaltigen Weg gehen wollen.
Plastiksackerln waren in für mich seit der Eröffnung keine Alternative. Da große Abnehmer, wie die Supermärkte keine recycelten Papiertaschen verwenden dürfen, ist die Nachfrage für eine Produktion zu gering. Man sagte mir, dass ich „eine Tonne bestellen müsste, damit es sich auszahlt.“ Für Klein- und Mittelbetriebe gibt es also kein erschwingliches Angebot. Daher habe ich mich für eine österreichische Firma entschieden, die eine nachhaltige Produktion an nicht chlorierten Papiersackerln gewährleistet. Seit einem Jahr geben wir die Tragtaschen zum Selbstkostenpreis ab und konnten dadurch die abgegebene Menge etwa halbieren. Es wäre schön, wenn es hier auch Förderungen für Apotheken gäbe. Tragetaschen gehören zu unserem täglichen Angebot.
In diesem Jahr wurden noch einige Maßnahmen gesetzt, wie die Auslagenbeleuchtung in der Nacht abgeschaltet, alle Putz- und Reinigungsmittel auf nachhaltige Produkte mit „Blauer Engel“ umgestellt (mit Einbeziehung des Reinigungspersonals) und in der Küche meiner Mitarbeiterinnen stelle ich Lebensmittel, wie Olivenöl, Kaffee, Zucker, … in Bioqualität zur Verfügung. Weitere Details dazu findet man im Oekobusiness Wien Endbericht. (siehe Anhang)
Climate Austria Partnerschaft
Für die nicht reduzierbaren Emissionen habe ich einen Partner für eine Kompensation gesucht. Ich habe mich für eine Climate Austria Partnerschaft entschieden, da es sich um eine österreichische Institution handelt. Für die Berechnung unseres Verbrauchs ist der Climate Austria Rechner auch für Laien gut bedienbar. So habe ich im privaten Bereich gebuchte Flüge durch dieses Tool schon mehrmals kompensiert.
Mein Team und ich entschieden uns für eine Kompensation mit einem internationalen Projekt, das über Klimaschutzmaßnahmen hinaus auch einen gesellschaftlichen Mehrwert leistet, z.B. dadurch, dass es die Gesundheit oder Einkommensmöglichkeiten in den Projektländern positiv beeinflusst.
Genauso, wie sofortige Maßnahmen, um unseren CO2 Verbrauch zu reduzieren und einer Kompensation stehen unsere Klimaziele im Vordergrund, wie weitere Reduktion der Emissionen durch Umstellung auf Ökostrom und LED, Reduktion des Abfalls durch Einsparung des Ausdruckens von Rezepten und Rechnungen, …
Details können im Oekobusiness Bericht nachgelesen werden. (siehe PDF im Anhang)Kommunikation
Gerade unsere Branche kann durch eine glaubhafte Kommunikation viel bewirken.
Daher sehen wir es als unsere wichtigste Aufgabe durch Gespräche mit unseren Kund:innen und positiver Öffentlichkeitsarbeit, eine breite Bewusstseinsbildung zu schaffen.
Klimabedingte Erkrankungen, wie Herz-/Kreislauferkrankungen, Allergien, Lungenerkrankungen, Magen/Darm- und Hautprobleme nehmen immer mehr zu. Die steigenden Temperaturen wirken sich negativ auf unsere Gesundheit aus. Was noch sehr wenig bekannt ist und zu wenig kommuniziert wird ist, dass viele häufig verschriebene Medikamente, wie Antiallergika, Blutdurcksenker (ACE-Hemmer, ß-Blocker), Laxantien, Diuretika, Antidepressiva, Neuroleptiker, Insuline, Opoide,… einen Einfluss auf unsere Thermoregulation haben. Ein Großteil unserer Kund:innen ist davon betroffen und weiß davon nichts. Uns ist es wichtig, Tipps und Maßnahmen zu geben, wie unerwünschte Nebenwirkungen eingeschränkt oder vermieden werden können. Um eine optimale Beratung zu gewährleisten, hatte ich die Idee im Rahmen unseres Projekts „Die Biotheke! Nachhaltig gut beraten.“, diese Arzneimittelwirkungen in unser Softwareprogramm einzuspeisen. Die Firma Sanodat von der Herba Chemosan half uns dabei. Meine Mitarbeiterin Mag. pharm. Luisa Schretzmayer und ich recherchierten nach Medikamentenlisten mit den erwähnten unerwünschten Wirkungen auf die Thermoregulation. Leider gab es von Seiten der österreichischen Apothekerkammer keine genauen Informationen oder Fortbildungen in diese Richtung. Auf deutschen Seiten wurden wir fündig. Unsere Recherchen sind durch die Heidelberger Hitzeliste bestätigt, die mir nach Anfrage Fr. DI Claudia Lichtblau vom Kompetenzzentrum Klima und Gesundheit Österreich GmbH geschickt hat. So konnten wir unsere Daten verifizieren und ergänzen.
Innovative Software
Da Wirkstoffgruppen und Wirkstoffe in diesen Listen angeführt werden und unser Softwarebetreuer nicht die Informationen ohne pharmazeutisches Fachwissen in unsere Software einarbeiten konnte, übernahmen das meine Mitarbeiterin und ich. Wir gingen die Arzneistoffe einzeln durch und markierten die dazugehörigen Medikamente mit speziellen Warnungen. Diese sollten dann bei der Abgabe auf unserer Bildschirmkasse aufpoppen. Anfang Juni 2023, rechtzeitig zu Sommerbeginn waren wir damit fertig. Während der Beratungsgespräche mit unseren Kund:innen können jetzt meine bereits eingeschulten Mitarbeiterinnen gleich erkennen, wann es zu unerwünschten Wirkungen der Thermoregulation kommen kann und so wertvolle Tipps und Maßnahmen weitergeben.
Mögliche unerwünschte Wirkungen sind u.a.:
- Vermindertes Schwitzen
- Reduziertes Durstgefühl
- Herabgesetze Aufmerksamkeit
- Müdigkeit
- Dehydrierung
- Hyponatriämie
Mögliche Tipps und empfohlene Maßnahmen können folgende sein:
- Genügend Wasser trinken, ein Trinkprotokoll führen
- Hitze und direkte Sonne meiden, Schatten aufsuchen
- In den Morgenstunden lüften und tagsüber Wohnung abdunkeln
- Eventuell Medikamentenwechsel oder Dosierung anpassen nach Absprache mit den behandelten Ärzt:innen
- Blutzucker regelmäßig kontrollieren
- Gewichtskontrolle
Resonanz und Wertschätzung
Schon nach kurzer Zeit hatten wir eine sehr gute Resonanz. In vielen Kundengesprächen konnten wir durch einfache Maßnahmen eine Verbesserung der Lebensqualität unserer Kund:innen erzielen.
Die Bestätigung für unser Streben nach qualitativer und kundennaher Beratung ist durch viele positive Rezensionen und Gütesiegel erkennbar.
Durch diese Maßnahmen haben wir nicht nur zufriedene Kund:innen, sondern auch die Möglichkeit den Nachhaltigkeitsgedanken und die Eigenverantwortung für die eigene Gesundheit weiterzugeben. Wir sehen es als unsere größte und wichtigste Aufgabe als Apotheke unsere Kommunikation in diese Richtung weiter zu stärken.
Durch unsere eigene Kundenzeitung, Veranstaltungen und einen Blog werden aktuelle Beiträge über unsere Philosophie weitergegeben.
Einige Blogbeiträge zu diesem Thema:
https://apothekeanderwien.at/umweltschutz-2-2/
https://apothekeanderwien.at/muelltrennung-2/
https://apothekeanderwien.at/umweltschutz/
Auch unsere Lieferant:innen und Geschäftspartner:innen werden in unseren Nachhaltigkeitsprozess eingebunden. So gab es beispielswiese mit der Herba Chemosan schon Gespräche für mögliche Maßnahmen, wie Reduktion der Anlieferungen der Apotheken, Papier- und Verpackungsreduktion beziehungsweise eine mögliche Umstellung auf wiederverwendbare Materialien bei Salbentiegel und Thermopapier.
Über das Projekt „Biotheke“ wurde Anfang 2023 ein Artikel in der Herba Impuls veröffentlicht:
Nachhaltig engagiert
HERZENSSACHE. Wenn die Arbeit in der Apotheke mehr als nur ein Job ist: Zwei Pharmazeutinnen in Wien gehen mit viel Energie und professionellem Engagement einen beherzten Schritt weiter.
Text: Eva Baumgardinger
Bitterelexiere sind am beliebtesten. Sie sind gut für die Verdauung, stärken das Immunsystem und helfen bei der Entgiftung von Organen. In der „Biotheke“ der „Apotheke an der Wien“ in Wien-Hietzing haben sie daher einen besonderen Platz. Daneben gibt es weitere Klassiker der Traditionellen Europäischen und Chinesischen Medizin, natürliche Nahrungsergänzungsmittel und Naturkosmetik. „Unser Sortiment ist beratungsintensiv – aber das macht es spannend“, sagt Mag. pharm. Caroline Frauendorfer, die die Apotheke leitet und zudem als Resilienzcoach und Ernährungsberaterin arbeitet.
„Die Dinge ins Regal zu stellen, ist zu wenig. Man muss erklären, was es bedeutet, dass manche Pflanzen aus Wildsammlung stammen. Es ist natürlich aufwendig, wenn man mitunter stundenlang durch den Wald streifen muss, um eine bestimmte Pflanze zu finden.“ Dadurch, dass sich ihr Team „laufend weiterbildet und dadurch toll berät“, verstünde die Kundschaft auch „Preise im oberen Bereich“, so Frauendorfer.
Nachhaltig in jedem Aspekt
Der Wunsch nach Nachhaltigkeit zieht sich hier durch sämtliche Arbeitsstrukturen und -abläufe: Derzeit befindet sich die Apotheke, die im Juni 2022 ihr 10-jähriges Jubiläum feierte, in einem Nachhaltigkeitsprozess als ÖkoBusinessWien Betrieb. Eine unabhängige Beraterin, finanziell unterstützt durch die Stadt Wien, geht mit der Apothekerin Schritt für Schritt Verbesserungsmöglichkeiten durch – von ökologischen Reinigungsmitteln bis zur ressourcenschonenden Verpackung. Die Bewusstseinssteigerung in Bezug auf Gesundheit im Klimawandel steht im Vordergrund.
Wie kam die Idee für die eigene „Biotheke“? „Mir war das Thema Nachhaltigkeit privat schon immer sehr wichtig. Ich habe lange überlegt, wie ich die Brücke zum beruflichen Alltag schlagen kann.“ Man solle tun, was im eigenen Bereich möglich sei, ist Frauendorfer überzeugt: „Bei mir war das der Nachhaltigkeitsschwerpunkt in der Apotheke.“
Weiters wird auch unser Bezirk Hietzing und die Bezirksvorsteherin Fr. Mag. Silke Kobald in unser Projekt „Biotheke“ einbezogen. Dazu gab es auch einen Artikel in der Bezirkszeitung.
Leitbild
Durch das Projekt „Die Biotheke! Nachhaltig gut beraten!“ haben wir als Team ein neues Leitbild erstellt. „Care“ steht für Commitment, Attitude, Resilience und Empowerment. Es stärkt unser Engagement für ein soziales Miteinander und die Fürsorge für Umwelt und Wirtschaft. Unsere Einstellung soll anderen Apotheken zeigen, dass ein nachhaltiger Weg in unserer Branche auch möglich ist und wir durch positive Kommunikation eine breite Reichweite erzielen können.